Glocken Deutung Tradition und Gefühl
Der Klang der Glocken lässt keinen kalt. Ob man sich von ihnen nun zum Gebet rufen lässt oder nicht: ihr Klang erreicht das Herz.
Und im "ortsüblichen Rahmen" geläutet, gelten sie vor dem Gesetz hierzulande nicht einmal als Ruhestörung, trotz ihres mächtigen Schalldrucks. In Hessen verdanken wir unsere ersten Glocken irischen Wandermönchen, die hier schon früh missionierten.
Tagesbegleiter mit chinesischen Wurzeln
Glocken tragen ihre Klänge schon seit 5.000 Jahren in alle Welt. Zuerst in China, später bekamen sie im Christentum einen festen Platz, in den europäischen Klöstern, Domen, Kirchen und Kapellen - und damit in den Herzen der Menschen seit Generationen.
Glocken sind ein Teil unserer europäischen Kultur. Sie bekleiden bis heute den Alltag eines Dorfes, einer Stadt mit Festlichkeit, sie gliedern den Tag und die Stunde, sie wecken am Morgen und künden an, wenn es genug ist mit dem Tagewerk. Sie sind gleichsam der Pulsschlag des öffentlichen und privaten Lebens und geben dem Tagesablauf Ordnung und Zeit. Glocken prägen das klangliche unverwechselbare Bild jeden Dorfes und jeder Stadt.
Vertraute Klänge
Ihr Klöppelschlag vermag "in einer und derselben Sekunde in 1000 verschiedenen Herzen eine und dieselbe Empfindung zu wecken", schreibt der französische Romantiker Chateaubriand. Glocken können von frühester Kindheit so vertraut sein wie die Stimmen der Eltern. Sie wecken Erinnerungen, können tief in das eigene Gefühlsleben hineinreichen. Besonders intensiv sind sie an den Wendepunkten des Lebens, bei der Taufe, der Hochzeit, dem Tod, wenn nur das einsame Totenglöcklein, die Ewigkeitsglocke ertönt.
Wie schön ist es, an einem Sommerabend in den Feldern wandernd den Klang ferner Glocken zu vernehmen, die den Sonntag einläuten. Glocken beheimaten uns nicht nur an einem Ort, sondern auch in der Zeit. Sie bewahren die Weisheit vom Rhythmus der Zeit. Früher ordneten sie Arbeit und Muße, noch heute laden sie zur festlichen Unterbrechung des Alltags.