Hersfeld-Rotenburg Rotenburg a.d. Fulda: Jakobikirche

Auf dem Turm der Jakobikirche befinden sich sechs Glocken, von denen eine Glocke zurzeit stumm außen am Turm hängt. Dabei ist außerdem eine der ältesten noch läutenden Glocken Deutschlands.

Rotenburg a. d. Fulda - Glocke
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Sie wurde im Jahre 1482 gegossen und ist somit ein Kleinod von kulturgeschichtlichem Wert, aber auch an Klang. Sie trägt an der Krone die Aufschrift "in honore sancti Iacobi et Theodoli anno domini MCCCCLXXXII" (Zu Ehren des Heiligen Jakobus und Theodolus im Jahre des Herrn 1482). Auf dem Mantel ist ein Georgsritter abgebildet. 1942 musste sie wie andere Glocken abgeliefert werden. In der Chronik der Altstädter Gemeinde ist dazu geschrieben: "In Folge der Fortdauer des Krieges wurde die Abgabe der Bronzekirchenglocken zwecks Einschmelzung angeordnet.

Auch die Altstädter Glocken wurden davon betroffen und am 21. Februar 1942 feierlich bekränzt mit Lastauto nach Bebra gebracht. Am 14. Dezember 1941 (3. Advent) hatte in der Altstädter Kirche abends 20 Uhr eine Glockenabschiedsfeier stattgefunden. Es war dies - soweit bekannt - die letzte Glockenabschiedsfeier im Kreis, die nicht durch Partei- und Staatsbehörden verboten wurde."  
Rückkehr der Glocken

Rückkehr der Glocken

Glücklicherweise wurde die Glocke nicht eingeschmolzen. 1948 wurde sie auf dem Glockenfriedhof des Hamburger Hafens gefunden und im April wieder nach Rotenburg gebracht, wo sie feierlich eingeholt wurde.
Außer der Glocke von 1482 wurde auch die an Stelle einer im 1. Weltkrieg abgelieferten Glocke, die eine besondere Geschichte hatte und für die 1926 mit Spendengeldern von Gemeindegliedern eine Ersatzglocke beschafft wurde, abgeholt. Die Inschrift im oberen Rand lautete: "Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde - Im Jahre des Heils 1926 goss mich F.V. Rincker in Sinn Nr. 3559". Auf dem Glockenmantel stand: "Den Gefallenen, die auf Gott Hoffenden". Leider wurde diese Glocke nicht mehr aufgefunden.

Der Stadtschreiber Fürer berichtet 1935 über die im 1. Weltkrieg abgeholte Glocke: "Am zweiten Christfeiertage abends bei dem Läuten der 8ten Stunde wurde unsere Altstädter zweite Glocke durch Vergrößerung des schon früher gehabten Sprunges ganz unbrauchbar. Wegen Umgießens sind bereits die nöthigen Schritte eingeleitet." - Und 1836: "Am 21. Mai 1936 wurde die gesprungene zweite Glocke auf dem Thurm der Jakobikirche, nachdem sie von dem Glockengießer Johannes Teutschmann zu Holzhausen umgegoßen wurde, wieder aufgehängt. Dieselbe führte die Inschrift: "Frieden dieser Stadt bedeute. Freunde sei dein erst's Geläute." unter Zufügung der Namen der Glockengießer, der Pfarrer und des Bürgermeisters." Das eigentliche Gußjahr war das Jahr 1512.

Vom Kaffeeglöckchen zur Glocke "Kyrie eleison"

Das Sturmglöckchen bei Feuersbrünsten, auch "Kaffeeglöckchen" genannt, da sie in früheren Zeiten zur Vesperzeit geläutet wurde, wurde nicht für kriegswichtige Zwecke vom Turm genommen. Bis 1942 hatte man sie nicht geläutet, da ihr Ton unschön und bimmelnd war. Sie wird in die Zeit um 1300 datiert. Es gibt an ihr keine Inschrift, die auf den Guss schließen lässt. Ab 1942 vertrat sie, so gut sie es konnte, die neu zu beschaffenden Glocken.

Auch die aus dem Jahre 1488 stammende Glocke, die starr im Turm aufgehängt war und dem Viertelstundenschlag diente, wurde abgeholt. Sie hatte keine Inschrift nur ein Kreuz auf dem Mantel. Sie kehrte beschädigt und unbrauchbar vom Glockenfriedhof in Hamburg zurück.

1954 konnte die Gemeinde dann wieder eine neue Glocke - die zweite - am zweiten Pfingsttag begrüßen. Sie trägt die Aufschrift "Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit - Die Gemeinde ihren gefallenen Gliedern". 1967 wurde die Glocke "Soli Deo Gloria" gegossen und kam 1968 mit zwei weiteren Glocken ("Dona nobis pacem" und "Kyrie eleison") in den Turm.  

Heute umfasst das Geläute folgende Glocken:

  • des' - 1400 kg, von 1482, Durchmesser: 136 cm
  • es' - 1230 kg, Bachert 1967, Durchmesser: 133 cm
  • f' - 800 kg, Rincker 1954, Durchmesser: 114 cm
  • as' - 630 kg, Bachert 1967, Durchmesser: 104 cm
  • b' - 437 kg, Bachert 1967,Durchmesser: 89 cm
  • as'' - um 1300 (hängt zurzeit stumm außen am Turm)

Quelle: hr4