Rheingau-Taunus-Kreis Idstein-Heftrich: Ev. Pfarrkirche

Die heutige Kirche wurde 1737/38 auf dem Platz der alten Kirche errichtet. Ihr Glockenturm beherbergt ein dreistimmiges Geläut.

Ev. Pfarrkirche in Idstein-Heftrich
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Obwohl sich Heftrich inzwischen weit über die alten Grenzen ausgedehnt hat, beherrscht die Kirche auch heute noch mit ihrem trutzigen Turm das Dorfbild. Der schlichte Barockbau ist ein Frühwerk des "Fürstlich-Nassau-Usingenschen" Baudirektors Friedrich Joachim Stengel (1694 - 1787), der auch den Umbau des Biebricher Schlosses durchführte und später als Generalbaudirektor des Fürsten Wilhelm Heinrich durch seine Schloß-Kirchenbauten in Saarbrücken bekannt wurde.

In der Urkunde des Limburger Stiftsarchivs von 1234 wird die Heftricher Kirche zum ersten Mal erwähnt. Von ihr sind nur die kleine Bronzeglocke des heutigen Geläuts und ein hölzerner Opferstock aus dem Jahre 1600 erhalten geblieben.Sicher war die damalige kleiner als die heutige Kirche, doch weiß niemand, wann sie erbaut wurde und wie sie ausgesehen hat.

Auch über das kirchliche Leben in Heftrich gibt es aus jener Zeit keine Unterlagen, denn die alte Pfarrchronik und die Kirchenbücher sind in den Wirren des 30jährigen Krieges verlorengegangen. Aus der oben erwähnten Urkunde erfahren wir nur noch, daß um 1234 Kuno von Reifenberg der Sohn des Ritters Kuno von Reifenberg (Rifenberch) Pfarrer im Heftrich war, was auch Rückschlüsse auf die Bedeutung der Pfarrei zulaßt. Zu ihr gehörten neben Bermbach auch die Orte Kröftel und Oberems. Erst im Jahre 1612 kamen Kröftel und Oberems zum Kirchspiel Oberrod.

Die Glocken

Das Geläut der Heftricher Kirche hat eine wechselvolle Geschichte. Es besteht heute - wie vor Jahrhunderten - aus drei Bronzeglocken. Jedoch stammt nur die kleinste Glocke die unter Denkmalschutz steht, noch aus der Zeit vor dem 3Ojährieren Krieg, wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert. Sie hat einen Durchmesser von 72 cm und wiegt 223 kg. Die Halsinschrift in 14 mm hohen gotischen Großbuchstaben lautet:

S.MATHEUS - S.MARCUS - S.LUCAS - S.JOHANNES

Die beiden anderen wurden während des l. Weltkrieges eingeschmolzen. Das war damals ein trauriges Ereignis für die gesamte Gemeinde.

Die Pfarrchronik berichtet:

"Am 16. Juli 1917 wurden unsere 2 großen Glocken, denen tags zuvor im Gottesdienst ein Abschiedswort gewidmet worden war, abgenommen. Da sie nicht unzerschlagen aus dem Turm herausgebracht werden konnten, ohne übermäßige Kosten zu verursachen, hatte man beschlossen, sie im Turme zu zerschlagen, eine traurige Arbeit, welche der Schmied Wilhelm Dauber mit seinem erwachsenen Sohn besorgen mußte. Töne des Jammerns gingen von der großen Glocke aus über unser Dorf, als sie unter den schweren Hammerschlägen zersprungen war."

Nach, dem Krieg wurden die Glocken ersetzt und am 20 Aug. 1920 feierlich eingeweiht. Doch so kurz wie die Friedenszeit zwischen den beiden Weltkriegen, so kurz war auch das Leben der großen Glocken. Am 7. März 1942 "läuteten wir die Glocken vom 8.15 Uhr bis 8.30 Uhr morgens zum Abschied, und nun mußten die beiden scheiden. Am 14. März wurde der Sonntag zum ersten Mal nur mit der kleinen Glocke eingeläutet." So blieb es über Kriegsende und Zusammenbruch bis zum l. Advent 1952. Die neuen Bronzeglocken waren im Frühjahr 1952 von der Gemeindeverwaltung in der Glockengießerei "Gebr. Rincker" in Sinn bestellt und im Oktober feierlich eingeholt worden.

Pfr. Markus Eisele

Quelle: hr4