Odenwaldkreis Breuberg/Rai-Breitenbach: Ev. Kirche

Die ev. Kirche zu Rai-Breitenbach ist eines der ältesten erhaltenen Kirchengebäude des Breuberger Landes. Die erste Erwähnung Raibachs stammt aus dem späten 8. Jahrhundert.

Glocke im Glockenturm
Glocke im Glockenturm Bild © picture-alliance/dpa
  • Link kopiert!

Die Kirche

Die erhaltenen Quellen geben Auskunft über die Besetzung der Pfarrstelle, doch keine über das Kirchengebäude an sich. Das rechteckige Kirchenschiff stößt im Osten auf den romanischen Triumphbogen, der den Blick zum erhöhten Chor mit geradem Schluss freigibt. Die Form des Gebäudes stammt aus dem 13. Jahrhundert und wird zu Beginn des 16. Jahrhunderts leicht verändert, indem der Chorraum erweitert wird. Die Kirche ist den Heiligen Jakob, Ulrich und Bartholomäus geweiht.

Der neue Chor erhält zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine szenische Ausmalung, die das Leben Christi von der Verkündigung bis zur Grablegung thematisiert. In der Laibung des Chorfensters ist links der hl. Ulrich (Bischof) und rechts der hl. Jakob (Apostel) zu sehen. An der nördlichen Chorinnenwand ist eine Sakramentsnische in die Wand eingelassen und neben der Nische zum Triumphbogen hin eine weitere rundbogige Nische. Auf der Südseite befindet sich in einer Nische ein kleines Steinbecken, eine sog. Piscina, zum Ablauf des für rituelle Handwaschungen gebrauchten Wassers.

Raibach ist in vorreformatorischer Zeit eine selbstständige Pfarrkirche, wo verschiedene Adelige das Pfarrbesetzungsrecht ausüben.

Beschädigung im 30-jährigen Krieg

Graf Michael II. von Wertheim bezeichnet sich 1498 als Lehnsherr dieser Kirche und veranlasst mittels eines Kollektenaufrufs die Reparatur des alten Kirchengebäudes, das einen neuen Chor und Vorgehäuse erhalten soll. Graf Michael II. stirbt 1531 und kann die begonnene Reformation in seinem Herrschaftsgebiet nicht zu Ende führen. An Stelle des zweijährigen Sohnes, Graf Michael III., übernimmt die Regierung seine Mutter Barbara, die die Reformation vorantreibt und in den 30er und 40er Jahren des 16. Jahrhunderts im Breuberger Land einführt.

Im 30-jährigen Krieg, 1637, wird die Kirche durch Brand stark beschädigt und notdürftig wiederhergerichtet. Die Empore und weitere Innenausstattung, wie die Kanzel stammt aus dem 18. Jahrhundert. Während dieser Zeit dürften auch die großen Fenster angelegt worden sein. 1776 erhält die Kirche über dem Chor einen Turm in Fachwerkbauweise.

1803 wird die Kirche wegen Baufälligkeit aufgegeben und in den 1830er Jahren wiederhergestellt. Dabei wird das Bild des hl. Bartholomäus entfernt und nach Bayern verkauft. Der Graf von Erbach-Schönberg stiftet 1869 eine Orgel, die allerdings nach dem Ersten Weltkrieg infolge der Feuchtigkeit bereits unbrauchbar ist. Eine umfangreiche Renovierung findet in den 1920er Jahren statt. Die letzte aufwendige Renovierung wird 1987 beendet, bei der die alten Wandmalereien freigelegt werden. Das schlichte romanische Taufbecken steht nun an der Nordostwand des Schiffes.

Die Glocken

Der im 18. Jahrhundert errichtete Turm ist ursprünglich mit einer Glocke ausgestattet gewesen. Sie ist erhalten geblieben und hat den Zweiten Weltkrieg überdauert. In den 1950er Jahren wird eine Spendenaktion durchgeführt und die Zahl der Glocken auf drei erhöht. Beim Pfingstgottesdienst 1955 werden dann die Glocken geweiht. Die große Glocke trägt den Schriftzug "Aus Gnade seid ihr selig geworden durch den Glauben."

(Text: Herr Traugott Hartmann (Stadtarchiv Stadt Breuberg)
Frau Dr. Jutta Reisinger-Weber M.A.(ev. Kirchengemeinde Neustadt)

Quelle: hr4