Limburg-Weilburg Brechen-Werschau: Die Pfarrkirche St. Georg
Die Pfarrkirche St. Georg, die mehrfach um- und ausgebaut wurde und seit einiger Zeit unter Denkmalschutz steht, konnte bereits 1996 auf das 300-jährige Bestehen zurückblicken.
300 Jahre Pfarrgemeinde Werschau
Bereits im Jahre 910 wurde die Berger Kirche erstmals urkundlich erwähnt und zählt damit zu den ältesten Kirchen im Land. Sie war Mutterkirche für viele Orte im Goldenen Grund. Bis 1571 ist auch das kirchliche Leben von Werschau mit Bergen verknüpft. Als 1571 die ehemalige Pfarrkirche Bergen geschlossen wurde, wurde Werschau nach Niederbrechen eingepfarrt. Schon 1439 bestand aber in Werschau eine Kapelle. Zunächst war sie dem Hl. Antonius geweiht und war Filialkapelle von Niederbrechen.
1696 wurde eine der Hl. Barbara geweihte Kapelle errichtet, die später ebenfalls an das Georgspatrozinium überging. 1711 wird auf Wunsch der Gemeinde Werschau als Pfarrei von Niederbrechen getrennt, Werschau wird eigene Pfarrei, mit der bis dahin lieb gebliebenen alten Pfarrkirche zu Bergen. Johann Simon Schuler wird erster Pfarrer und ein Pfarrhaus wird durch Gemeinde erbaut. Zwischen 1740 und 1741 wird die vorhandene kleine Kapelle aus dem Jahr 1696 zu einer Pfarrkirche vergrößert, vermutlich wurde auch zu diesem Zeitpunkt die inzwischen barocke Kirche barock ausgestaltet.
Die Pfarrkirche, die seit dieser Zeit mehrfach um- bzw. ausgebaut wurde und seit einiger Zeit unter Denkmalschutz steht, konnte bereits 1996 auf das 300 jährige Bestehen zurückblicken. Heute verbindet sich innerhalb der Kirche reizvoll die moderne mit der klassischen Einrichtung, beispielhaft dafür sind der in den letzten Jahren renovierte barocke Hochaltar und auf der gegenüberliegenden Seite der moderne Altar, der im Zuge des Umbaus 1972 errichtet wurde. In den letzten 300 Jahren haben über 20 Priester in Werschau das kirchliche und auch das weltliche Leben mitbestimmt.
1828 werden der Pfarrei die Katholiken in 7 benachbarten Orten zugeteilt, bei der Errichtung einer Pfarrvikarie in Kirberg (1951) schieden diese, außer Nauheim und Mensfelden, wieder aus. Nach der Verabschiedung von Hubert Reich am 31.12.1983 in den Ruhestand aber gibt es in Werschau keinen eigenen Pfarrer mehr. Werschau wird von 1984 – 1996 vom Pfarrer aus Kirberg und seit September 1996 von Pfarrern aus Niederbrechen mitbetreut.
Die Gottesdienste
Die Gottesdienste in der Kirche werden oftmals von einem 1970 gegründeten Kirchenchor verschönert. Die Pfarrgemeinde Werschau unterhält eine über dreißigjährige Patenschaft mit Goiania in Brasilien sowie seit 2010 eine Patenschaft mit Indore in Indien. Die Berger Kirche, die u.a. wegen der in den Jahren 1933 – 1968 durchgeführten "Pfingstritten" auch überregional an Bedeutung gewann, ist nach wie vor Friedhofskirche von Werschau. Seit 1981 kümmert sich ein Freundeskreis die Pflege und Unterhaltung der Berger Kirche und um die Durchführung von kirchlichen und kulturellen Veranstaltungen.
Die Glocken als Wegbegleiter für die Menschen
So lange es noch keinen elektrischen Antrieb gab, waren Küster und Messdiener, aber auch die Kirchennac hbarn verantwortlich für das Läuten der Glocken. Früher bestimmte das Läuten der Glocken den Alltag der überwiegend bäuerlichen Bevölkerung im Ort. Mit dem Morgenläuten um 6 Uhr (heute 7 Uhr) und dem Abendläuten um 18 Uhr begann bzw. beendete der Christ seinen Tag, Das 11 Uhr Läuten ("Engel des Herrn") soll ihn an das Gebet erinnern und das 15 Uhr Läuten am Samstag an den bevorstehenden Tag des Herren.
Vor jedem Gottesdienst laden die Glocken zum Kirchenbesuch ein. Im Gottesdienst sind die Wandlung und das Gotteslob Grund für ein Ertönen der Glocken. Ebenfalls ertönten die Glocken zu besonderen Anlässen: beispielhaft als Brandmelder (als es noch keine Sirenen gab), als Alarm im Krieg, wenn in Nachbardörfern Bomben abgeworfen wurden, in der Silvesternacht zur Begrüßung des Neuen Jahres oder nach einer erfolgreichen Papstwahl. Nicht nur, dass die Glocken den Tod eines Mitmenschen verkünden, auch auf dem letzten Weg begleiteten sie den Verstorbenen von der Wohnung (heute von der Friedhofskapelle) auf dem Weg zum Grab.
Das Geläut der Pfarrkirche St. Georg in Brechen-Werschau
Im Jahre 1651 wurde eine Glocke gegossen, ein Jahr später kam eine zweite aus der Berger Kirche hinzu. 1734 wurde die Barbara-Glocke (Nominal: f") gegossen. 1841 wurden zwei Glocken aus der Berger Kirche nach Werschau gebracht. Die Barbara-Glocke wurde nach einem Sprung 1897 von der Firma Rincker/Sinn umgegossen und mit zwei ebenfalls von Rincker 1897 gegossenen Glocken zu einem Dreiergeläute vereinigt. 1917 wurden die beiden Rincker-Glocken enteignet, der Gemeinde verblieb die Barbara-Glocke. 1925 Ersatzgüsse / h ',6,6 Ztr. (?), und d ",4 Ztr.) durch Rincker, die aber musikalisch mit der Barbaraglocke nicht harmonierten. 1928 wurde die Barbara-Glocke in die Berger Kirche verbracht. 1942 schlug für die Barbaraglocke und eine Rinckerglocke die letzte Stunde. 1952 Große Freude bereitete die Anschaffung 2 neuer Glocken, die am Hl. Osterfest im Gloria – Motiv das Alleluja verkündeten. Die Kosten betragen 5.000 DM und werden zum größten Teil durch Zeichnungen von 4.000 DM gedeckt. 1967 Am Samstag, 25.02.1967 läuten die Werschauer Kirchenglocken im hessischen Rundfunk den Sonntag ein. Das Geläut hat das Gloriamotiv b c es. 1972 Im Zuge des Umbaus erhalten die Glocken ein elektrisches Geläutewerk.
Das heutige Geläute
1. Glocke
Georg 1925 Rincker/ Sinn
Gewicht: 310 kg
Durchm.: 820 mm
Nominal: b ' + 4 (H. Foersch) (stark erhöhte Prime: b ' + 11)
Äußere Gestaltung:
Auf der Schulter Inschrift in neugotischen Schrifttypen:
*(sechszackiger Stern) Paul Becker, Pfarrer * Josef Göbel, Bürgermeister * Kaspar Wolf, Schullehrer * Josef Trost, Küster * Kirchenvorsteher: Gustav Ricker * Julius Fachinger * Martin Edel * Georg Trost * Hermann Schmidt *
Inschrift auf der Flanke:
Heiliger Georg in den Stürmen dieses Lebens steh uns bei
Wenn sich Wetter rungsum türmen,
Bitt, daß Gott uns gnädig sei
A(nno) 1925 D(omini) No. 3332 (=Gußnummer)
Glockenrückseite:
Werschau MCMXXV F.W.
Rincker, Sinn goß mich
2. Glocke
Maria
1952 Feldmann & Marschel
Gewicht: 220 kg
Nominal: c '' +- 0 (H. Foersch)
Durchm.: 720 mm
Inschrift:
ALLE TAGE SING UND SAGE LOB DER HIMMELSKÖNIGIN.
WERSCHAU 1952
(Gießerzeichen)
Zier: Marienbild
3. Glocke
Josef
1952 Feldmann & Marschel
Gewicht: 130 kg
Nominal: es " + 1 (H. Foersch)
Durchm.: 605 mm
Inschrift:
ST. JOSEF ALLE ZEITEN, STEH HILFREICH UNS ZUR SEITEN.
WERSCHAU 1952 (Gießerzeichen) Zier: Josefsbild
Anm.: Nominal, Nennton (Tonhöhe) der Glocke, frühr; Schlagton