Groß-Gerau Bischofsheim bei Mainz: Christkönigskirche
Bis Mitte des vorigen Jahrhunderts war Bischofsheim ein rein evangelisches Dorf. Mit dem Eisenbahnbau sowie der Industrialisierung zogen auch wieder Katholiken in den Ort, die auch eine Stätte brauchten, um ihren Gottesdienst zu feiern.
Da ihre Zahl ständig anwuchs, bauten sie im Jahre 1902 an der Ecke Hochheimer- und Gabelsberger Straße eine kleine Kirche, die Josefskirche. Als Bischofsheim größer wurde, erhöhte sich die Zahl der katholischen Christen. 1910 gab es 3686 evangelische und 717 katholische Christen, neben 46 Juden und 7 Freireligiösen.
Nach dem Ende des 1.Weltkrieges sollte die kleine Josephskirche durch eine andere, größere ersetzt werden, da sie nicht mehr den baulichen Anforderungen genügte. Der "Saalbau Bayer" diente als Ersatzkirche, bis die neue Christkönigskirche im Jahre 1926 eingeweiht werden konnte.
Christus geweiht
Die Aufschrift des Kirchen-Grundsteins lautet: "CHRISTO REGI 1926". Seit Einführung des Chrstkönigsfestes durch Papst Pius XI im Jahre 1925 war dies in Deutschland das erste Gotteshaus, das Christus, dem König geweiht wurde.
Der Baumeister Professor Dominikus Böhm schuf mit der Bischofsheimer Christkönigskirche ein vielkritisiertes und zugleich beachtetes Werk im modernen sakralen Baustil. Heute zählt die Kirche zu den programmatischen Bauten der neueren deutschen Kirchenbaukunst. Über dem einfachen Altarblock ist Christus am Kreuz erhöht; eine eindrucksvolle Arbeit aus getriebenem Messing von Hans Wissel.
Ein einheitlicher Klangkörper
Am 2. Februar 1942 beschlagnahmte der Staat die vier Glocken der katholischen Kirche und kurz darauf 18 von Dominikus Böhm entworfene Messingleuchter, um seine Rohstoffreserven zu ergänzen. Nur die kleinste Glocke war übriggeblieben. Ende der vierziger Jahre wurde der Wunsch nach einem vollständigen Geläut immer nachhaltiger, denn es rief nur noch die aus dem Krieg verbliebene Katharinenglocke zum Gottesdienst.
Bald nach der Währungsreform setzte man sich mit der Glockengießerei Petit und Gebr. Edelbrock in Gescher/Westfalen in Verbindung, um dort nochmals jenes Geläut in Auftrag zu geben, das diese Firma bereits 1926 beim Bau der Christkönigskirche geliefert hatte. Um einen einheitlichen Klangkörper zu gewährleisten, wurde die kleine Glocke vom Turm heruntergenommen und in der Gießerei umgegossen.
Die vier neuen Glocken
Alle vier neuen Glocken erhielten die Aufschrift: "Gegossen im Jubeljahr 1950 für die katholische Kirchengemeinde Bischofsheim bei Mainz." Gewichte, Abstimmung und Aufschrift des Bronzegeläuts sind im Folgenden aufgeführt:
- Christkönigsglocke, Gewicht 1132 kg, Ton e, "Ich künde das Königtum Christi"
- Marienglocke, Gewicht 652 kg, Ton g, "Ich singe das Lob der Himmelskönigin Maria"
- Josefsglocke, Gewicht 462 kg, Ton a, "Ich erflehe den Schutz des hl. Joseph"
- Katharinenglocke, 299 kg, Ton h, "Ich rufe an die Fürbitte der hl. Katharina"
Die Glocken kosteten rund 16.000 DM. Dazu kamen laut bischöflicher Anordnung noch 4000 DM, die an das Bistum zum Wiederaufbau zerstörter Kirchen abgeführt werden sollten. Mit der feierlichen Konsekration der Glocken verband Bischof Dr. Albert Stohr am 30. Mai 1950 die Firmung der Kinder in der Christkönigskirche.