Aus der Geschichte des ESC ABBA - aus einer Niederlage zum Sieg
Sie zählten zu den Superstars auf der Welt, sind Legenden. Waren mega-erfolgreich. Und für ABBA begann alles mit dem "Grand Prix" und dem Thema Niederlage.
Die große, unglaubliche Karriere von ABBA beginnt mit einem Scheitern. Schon 1973 bewerben sie sich beim schwedischen Vorentscheid für den "Grand Prix Eurovision de la Chanson" mit dem Lied "Ring, Ring".
Dem Publikum gefällt's, aber der Jury nicht. Sie sagt: NEIN. Und so vertritt 1973 das Duo "Nova" Schweden beim "Grand Prix". Die beiden werden gute Fünfte und - man muss es so hart sagen - verschwinden danach in der musikalischen Versenkung.
Neues Jahr, neuer Anlauf
ABBA geben nicht auf und wollen auch 1974 zum "Grand Prix". Mit neuem Titel ein neuer Versuch. Und dieses Mal klappt es und das Glück ist auf ihrer Seite. Sowohl das Publikum, als auch die Jury in Schweden sind sich einig: ABBA muss nach Brighton zum europäischen Finale fahren. Und das obwohl ihr diesjähriges Lied so ganz anders, so untypisch für einen Chanson-Wettbewerb ist.
Als Moderatorin Karin Tietze-Ludwig im März 1974 im deutschen Fernsehen die Teilnehmer von Brighton vorstellt, klingt sie entsprechend skeptisch und traut den Schweden keinen großen Wurf zu.
Champagner auf den Sieg
Dann kommt der 6. April 1974. Die Konkurrenz in Brighton ist stark: Ireen Sheer singt für Luxemburg, Olivia Newton-John für England, Peret ist für Spanien am Start - hochkarätige Namen. Für Deutschland treten Cindy & Bert mit "Die Sommermelodie" an. Es wird also kein Selbstläufer für die vier aus Schweden.
Der deutsche "Bravo"-Fotograf Bubi Heilemann ist sich trotzdem sicher: Die gewinnen das Ding! Spätestens nachdem er die ersten Proben gesehen und gehört hat. Er wettet mit ihnen um Champagner.
Dann wird Geschichte geschrieben
Und so kommt es da! ABBA gehen mit der Startnummer acht ins Rennen. Direkt vor ihnen: die Teilnehmer aus Jugoslawien, die Band "Korni Grupa". Die sehen wild und grimmig aus, tragen lange Bärte und singen eine Ballade? Rockballade? Folk-Rock-Ballade? mit dem Titel "Generacija ’42 ". So genau kann man das nicht definieren.
Nach den bärtigen Juguslawen hüpfen also das, in quietschbunte Kostüme gekleidete Quartett aus Schweden auf die Bühne. Sie verbreiten sofort gute Laune und legen einen perfekten Auftritt hin. Der Rest ist, wie man so schön sagt - Geschichte.
ABBA werden Weltstars, werden Legenden. Ihr Siegertitel wird zum "besten Lied in der Geschichte des Grand Prix" gewählt und das kleine belgische Städtchen Waterloo, Waaterloo ausgesprochen, muss sich damit abfinden, dass alle Welt denkt, es heißt "Woterlu".
ABBA vorne, Cindy & Bert hinten
Bei der Abstimmung bekommt ABBA insgesamt 24 Punkte. Damit liegen sie 6 Punkte vor Gigliola Cinquetti ("Si") aus Italien und 9 vor "Mouth and MacNeal" ("I See a Star") aus den Niederlanden. Die vorher hochgehandelten Olivia Newton-John ("Long Live Love") und Ireen Sheer ("Bye, Bye, I Love You") landen auf den Plätzen vier und fünf. Der Spanier Peret ("Canta y sé feliz") wird Neunter.
Für Cindy & Bert läuft es weniger gut. Zusammen mit Anne-Karine Strøm ("The First Day of Love", Norwegen), Piera Martell ("Mein Ruf nach dir", Schweiz) und Paulo de Carvalho ("E depois do Adeus", Portugal) landen sie mit 3 Punkten auf dem gemeinsamen 14. und damit letzten Platz.
Den Champagner, um den der Fotograf Bubi Heilemann mit ABBA gewettet hat, den hat er übrigens auch noch bekommen - und zwar am gleichen Abend.
Sendung: hr4, hr4 - Mein schöner Sonntag, 15.11.2020, 10:00 Uhr